Dwelling Collage Habt ihr die Little People gesehen? Sagt ihnen, ihre Häuser sind fertig.

Habt ihr die Little People gesehen?
Sagt ihnen ihre Häuser sind fertig!

DWELLING MUNICH
Ein Projekt von Charles Simonds und Münchner Jugendlichen in den Schaufenstern und an den Ecken und Kanten Münchens

6. bis 30. Juli 2017
Kunstraum München
[Stadtplan]

Eröffnung: Mittwoch, 5. Juli, ab 16 Uhr

Filmscreening mit Charles Simonds
Freitag, 7. Juli, 19 Uhr

Workshop mit Schüler*innen des Gisela-Gymnasiums, 11. Mai 2017, Habsburger Platz, Foto: Maximilian Geuter

Seit den 1970 Jahren baut der New Yorker Künstler Charles Simonds winzige Behausungen für die imaginäre Bevölkerung der Little People in Stadtvierteln auf der ganzen Welt, sogenannte Dwellings. Sie entstehen spontan und unangekündigt in städtischen Umbruchsituationen und deren architektonischen Nischen, überraschen aber auch in kommerziellen Schaufenstern, auf Mauervorsprüngen und auf Fenstersimsen. Wie Simonds’ Modelllandschaften entziehen sich auch die Little People als deren fiktionale Bewohner der zeitlichen und räumlichen Einordnung. Sie sind eine Fantasie im öffentlichen Raum, eine erfundene Gemeinschaft von Menschen in einer Parallelwelt, von denen wir in den Dwellings jedoch nur Spuren sehen. Die Little People selbst sind nie da; die Dwellings ein potenziell bewohnter, verlassener oder zu beziehender Ort.

Simonds frühe Entscheidung, auf der Straße zu arbeiten und seinen Prozess in den (je nach Stadt mal mehr oder weniger) öffentlichen Raum zu verlegen, war und ist eine programmatische: die Gespräche mit Passanten – häufig Kinder –, die sich während des Bauens ergeben, sind unabdingbarer Bestandteil der Dwellings, wie der Ton und die Weidenstöckchen, aus denen Simonds innerhalb eines Tages eine seiner Landschaften baut. Aus diesem Aspekt seiner Arbeit, den man nicht im eigentlichen Sinne partizipativ nennen kann, hat sich fast selbstverständlich die Idee eines gemeinsamen Bauens ergeben. Schon in den frühen 1970ern koordinierte Simonds gemeinsam mit lokalen Nachbarschaftsinitiativen das Projekt La Placita, ein lebensgroßes Dwelling, das er mit Anwohnern der Lower East Side ins Leben rief, und im Jahr 1978 baute eine Gruppe Bonner Kinder gemeinsam mit Simonds ein Dwelling in einem Kaufhausschaufenster.

Auf Einladung der Stadt München hat Charles Simonds seit Mai 2017 ein auch für ihn selbst neues Projekt geschaffen: neben eigenen Dwellings, die er unangekündigt an verschiedenen Orten realisierte, organisierte er vier Workshops mit Jugendlichen in verschiedenen Stadtvierteln Münchens. Mitte Mai fand der erste Workshop mit Schüler*innen des Gisela-Gymnasiums unter freiem Himmel auf dem Habsburger Platz statt. An der Technischen Universität (TUM) haben Kinder des Wittelsbacher Gymnasiums gemeinsam mit Student*innen Wohnstätten für die Little People realisiert und im Hasenbergl arbeiteten Schüler*innen der Willy-Brandt-Gesamtschule im Schaufenster der Stadtbibliothek an der Blodigstraße gemeinsam an einer Landschaft.

Am 4.7. folgt ein Workshop im Kunstraum München.

Ab dem darauffolgenden Tag, dem 5.7. eröffnet eine Ausstellung im Kunstraum München, die das bisherige Projekt dokumentiert und zugleich weiter spinnt. Die Werke der einzelnen Workshops werden hier zu einem raumfüllenden Dwelling vereint und verbinden viertelübergreifend die Vorstellungen, Fantasien und konkreten Wohnvisionen der Jugendlichen.

Begleitet wird das kollektive Dwelling von Fotos und Videointerviews mit den Schüler*innen. Simonds hat eine Auswahl der während der Workshops entstandenen Fotos (von Maximilian Geuter) getroffen und zu einer Collage zusammengefügt. In den Interviews (von Paul Huf und Ghafur Sedaghat) erzählen die Kinder ihren eigenen Geschichten und welche Vorstellungen sie verwirklichen wollten:

„Wir bauen zwei Berge. Das ist mein Berg und das ist Dainas Berg und den haben wir verbunden mit einer Brücke. Da bauen wir jetzt noch ein Haus drauf und da wohnen dann diese kleinen Menschen. Wir haben die Häuser verbunden, damit es wie ein kleines Dorf wird.“

Zur Ausstellung erscheint eine Zeitung, in der die Workshops und Simonds’ Dwellings dokumentiert sind und die kostenlos in der Ausstellung ausliegt. Weitere Workshops und Dwellings von Simonds folgen bis Ende September 2017 und werden jeweils auf dieser Internetseite und abschließend in einer Publikation vorgestellt.

Weitere Dwellings von Charles Simonds folgen unangekündigt im Juli und September in verschiedenen Stadtteilen. Ein weiterer Workshop ist im September mit Schüler*innen der Carl-August-Heckscher Schule in Giesing geplant.

Dwelling Munich ist ein Projekt der Reihe „Kunst im öffentlichen Raum“ der Landeshauptstadt München. Kuratiert von Beate Engl, Luise Horn (Kunstraum München) und Stephanie Weber (Städtische Galerie im Lenbachhaus).

In Zusammenarbeit mit dem Kunstraum München, dem Lenbachhaus München, dem Lehrstuhl für Bildende Kunst Prof. Tina Haase an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München, der Münchner Stadtbibliothek Hasenbergl, dem Kulturzentrum Giesinger Bahnhof, dem Imbiss „Alles Wurscht“ sowie dem Gisela-Gymnasium, dem Wittelsbacher Gymnasium, der Willy-Brandt-Gesamtschule und der Carl-August-Heckscher-Schule.

Teilnehmer*innen der Workshops:

Amelie Baumgärtel, Amin Gottschalk, Amir El Ouafai, Ana Mikolic, Andreas Klimaschka, Begüm Saral, Benjamin Becker, Benno Krüger, Blanca-Luz Komossa, Carolina Fanelli, Ceren Kaya, Charlotte Metz, Clara Kasserra, Conor Hyland, Cansu Uçar, Daina Dobre, David Walter, Ece Esma Sensöz, Elham El-Kashat, Emil Frank, Emily Kuck, Enes Dervisoski, Fija van der Laan, Fiona Homberg, Florian Theimer, Gustaf Hammerbo, Hanna Irmler, Hannah Böhnke, Henry Glogau, Hussein Abdul Karim, India Rohde, Jan Cali, Jon Bacaicoa, Juan Hernandez Leal, Katarina Blagojevic, Khadija Benyahya, Kilian Siegmund, Krenar Seferi, Lara Lange, Lena Böck, Lena van Ooijen, Leonard Wonneberger, Leonie Wölfer, Linus Kopsch, Lola Tank, Louisa Schmidt, Lukas Heres, Manuel Mateu Sanchis, Mara Kirsch, Mario Kuraja, Marlene Münch, Maximilian Preißer, Maya Herbrich, Michail Angelo Charalampidis, Moritz Helbig, Nadine Jaric, Nicola May Myatt, Niko Schäfer, Nisanur Baraz, Patrik Hajdu, Paula Romero Garcia, Rachel Zveguta, Roland Fontaine, Romy-Anastasiya Dörr, Sabrina Sediai, Samuel Geller, Sena Sahin, Sherin El-Kashat, Phila Haller, Theo Graff, Victoria Albrecht, Yousra Aarab

... to be continued

Workshop mit Schüler*innen des Wittelsbacher Gymnasiums und Student*innen, Lehrstuhl für Bildende Kunst, Prof. Tina Haase, an der Fakultät für Architektur der Technischen Universität München, 15. Mai 2017, Foto: Maximilian Geuter